Tag 7 - Mann, ist das 'ne Schleuse!

Wir passieren die höchste Schleuse auf unserer Reise und verbringen ansonsten einen ereignisarmen Tag auf dem Mittellandkanal. Am Abend wärmen wir uns auf griechische Weise auf.

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Tag 7 - Mann, ist das 'ne Schleuse!
Schleuse Hohenwarthe

Sonntag 17.10.2021
Wetter: Bedeckt, aber trocken
Windstärke: 1-2
Motorstunden: 8.5
Distanz: 84 km
Schleusen: 1 (Hohenwarthe)
Route:

Burg - Wolfsburg

Diesmal ist um 06:50 Uhr Tagwache, da wir ablegen wollen, sobald es hell genug ist. Um 7:40 Uhr werfen wir die Leinen los und fahren etwa eine Stunde bis zur Schleuse Hohenwarthe. Diese soll uns sagenhafte 22 m höher bringen. Beim Heranfahren melden wir uns wieder bei der Schleusenleitstelle. Sie verspricht, gleich auf Grün zu schalten und unsere zwei Sportboote alleine zu schleusen. Das ist wohl nur möglich, weil oben Frachtschiffe warten, die nach unten schleusen wollen. In der Regel können Sportboote nur zusammen mit der Berufsschifffahrt schleusen, denn es gilt Wasser zu sparen.

Wir fahren in das beeindruckende Bauwerk ein und legen uns an das andere Sportboot. Dieses hat vorne und hinten an zwei Schwimmpollern festgemacht. Diese sind sehr praktisch, weil sie mit dem Wasserstand nach oben schwimmen. Ein Umhängen der Leinen von einem Poller auf den anderen während des Anstiegs des Wassers ist somit nicht nötig. Für uns ist die Sache noch einfacher: Wir können einfach mit dem anderen Boot nach oben 'schweben'. Die Zeit wird ausgiebig zum Filmen und Fötelen genutzt. Trotz der enormen Wassermengen dauert die Schleusung kaum 15 Minuten. Danach stellt sich bei uns die bereits übliche Erleichterung ein. Wieder ein Hindernis geschafft! Welch ein Erlebnis!

Einfahrt in die Schleuse Hohenwarthe
Im Schacht der Schleuse Hohenwarthe
Schon halb oben
Fast geschafft!
Beim Ausfahren. Danke unseren Begleitern für diese Aufnahme!
Blick zurück - das Frachtschiff fährt schon ein

Kurz nach der Schleuse queren wir auf einer Trogbrücke die Elbe. Wir befinden uns jetzt auf dem Mittellandkanal. Es folgen 65 ereignisarme Kilometer, auf denen wir uns einigermassen warm zu halten versuchen.

Der Mittellandkanal ist ein wichtiger Schifffahrtsweg quer durch Norddeutschland. Er verbindet das Ruhrgebiet mit den Flüssen Ems, Weser und Elbe und anderen wichtigen Schifffahrtsstrassen. Wir begegnen nun den grossen Frachtschiffen häufiger. Jedes davon kann eine Ladung transportieren, die sonst auf 90 Lastwagen verteilt durch das Land gekarrt werden müsste. Die Schiffe wenden im Vergleich mit dem Strassenverkehr nur einen Bruchteil der Energie für den Transport auf. Zudem ist ein Wasserweg im Gegensatz zu einer Autobahn zugleich Naherholungsgebiet. Wir treffen heute am Sonntag viele Spaziergänger und Mountainbiker am Kanal an. Zudem leben im und am Kanal grosse Mengen an Fischen und Seevögeln. Am Ufer sitzen sehr häufig geduldige Angler. An Autobahnen habe ich das alles noch nicht beobachtet. Für mich sind solche Wasserstrassen ideale Transportwege für Güter, die nicht schnell transportiert werden müssen. Man beneidet die Flachländer um diese Möglichkeiten und hofft, dass sie staatlich genügend gefördert werden.

Unser Ziel ist klar: Wir haben im Yachthafen Wolfsburg einen Platz reserviert und uns versichert, dass wir dort Landstrom bekommen. Kurz nach 16:00 Uhr biegen wir in die enge Hafenenfahrt und werden bis vor das Restaurant gelotst, wo wir anlegen können. Die Einfahrt und das Hafenmanöver klappen gut, so dass wir einander auf die Schulter klopfen und uns freuen, nicht zum Spott der Zuschauer geworden zu sein. Wir haben wieder eine Etappe geschafft, und geniessen überwältigt unser sich aufwärmendes Schiff, eine heisse Dusche und bald darauf ein wunderbares und leckeres Nachtessen im griechischen Hafenrestaurant. Beim Aufwärmen hilft auch eine anständige Menge Ouzo, der immer wieder nachgeschenkt wird. Das haben wir uns zum Donnerwetter auch verdient!

Zur Belohnung ein "Santorini-Überraschungsteller" im griechischen Restaurant