Montag 01.11.2021
Wetter: Teilweise sonnig
Windstärke: 4-6
Motorstunden: 0
Distanz: 0 km
Es hat sich schon gestern abgezeichnet, dass wir wegen des starken Windes keine Lust haben, die Weiterfahrt anzutreten. Wir verbringen also noch einen weiteren Tag im Hafen des Groninger Motorboot Club GMC. Dieser Hafen liegt etwas abseits vom Zentrum direkt bei der Oostersluis, der Schleuse, die uns morgen in den Van Starkenborgkanaal und damit weiter Richtung Friesland bringen wird. Es gäbe noch den Oosterhaven etwas näher am Zentrum, aber um diesen zu erreichen, muss man durch zwei Brückenfahren. Ausserhalb der Saison werden diese nur tagsüber zu bestimmten Zeiten geöffnet. Daher konnten wir bei der Ankunft in Groningen den Oosterhaven gar nicht erreichen.
Aber beim GMC haben wir alles, was wir benötigen. Und was wir dringend benötigen, ist eine Waschmaschine. Um diese Jahreszeit ist auf einem Boot unserer Kategorie alles fast immer feucht. Unsere Kleidung riecht nach einer Mischung zwischen nassem Hund, feuchtem Keller und einem Schuss Komodowaran. Beim letzteren bin ich mir nicht sicher, da ich einen Komodowaran noch nie gerochen habe.
Der Waschtag wird nach Beschaffung der richtigen Waschmittel-Tabs und genügend Münzen zum Einwerfen zu einem durchschlagenden Erfolg. Dank dem "Wasdroger" wird die Wäsche auch gleich wunderbar trocken. Nun sind wir bestens für die letzten Tage in Friesland und die Heimreise gerüstet. Vor allem können wir davon ausgehen, dass die Leute auf der Strasse nicht mehr einen grossen Bogen um uns herum machen. Oder wenn doch, eher wegen dem allgemeinen Gebot zum Abstand halten als wegen unserer Ausdünstungen.
Zwischendurch machen wir einen Spaziergang am Kanal entlang Richtung Innenstadt, um die dort vertäuten, teilweise abenteuerlichen Boote und Schiffe zu begutachten. Neben einem Restaurantschiff gibt es ein Passagierschiff, das offenbar zur Arbeiterunterkunft umfunktioniert wurde. Natürlich treffen wir auch auf niederländische Traditionssegler, deren geringer Tiefgang ihnen ermöglicht, an der Küste und in den Seen und Kanälen bestens voranzukommen.
Nachdem wir genügend frische Luft getankt haben, ist es um 18:00 Uhr bereits Zeit fürs Nachtessen. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Vorräte bis zur Rückgabe des Bootes aufgebraucht sind. Wir können ja unser Gepäck für den Heimweg nicht noch mit Eiern, Gemüse und anderen Essensresten belasten. Daher gibt es teilweise abenteuerliche Menüzusammenstellungen. Aber auf dem Boot ist eben alles ein bisschen anders als zuhause.
Und damit ist der Tag mehr oder weniger gelaufen. Wir freuen uns darauf, morgen endlich in Friesland einzutreffen. Hier muss noch etwas klargestellt werden: Friesland ist eine niederländische Provinz. Speziell an dieser Provinz ist, dass sie eine eigene Sprache hat, die auch gelebt wird. So sind beispielsweise Ortschaften und Wegweiser jeweils in Niederländisch und Friesisch angeschrieben. Friesland ist nicht zu verwechseln mit dem deutschen Ostfriesland, obschon es sprachlich sicher Verwandtschaft gibt. Die Friesländer verstehen sich als Niederländer, aber keinesfalls als Holländer. Nordholland und Südholland sind zwei weitere Provinzen weiter im Westen der Niederlande, rund um Amsterdam. Daher ist Holland auch nicht gleich Niederlande. Holland ist nur ein Teil der Niederlande, wie eben auch Friesland. So, das wär's mit dem kleinen verwirrungstiftenden Exkurs. Nur noch eins: In Friesland sind aus meiner Sicht die schönsten Seen und Kanäle für Bootfahrer anzutreffen. Und die Infrastruktur ist an jeder Ecke auf den Bootstourismus ausgerichtet. Genau darauf freuen wir uns.