Tag 6 - Bewährungsproben

Wir 'heizen' ungeheizt über den Elbe-Havel-Kanal, machen einen Einkauf unter Begleitschutz und meistern die ersten "richtigen" Schleusen.

· 3 Minuten Lesezeit
Tag 6 - Bewährungsproben
Falschparker mit Trolley

Samstag 16.10.2021
Wetter: Bedeckt, aber trocken
Windstärke: 1-2
Motorstunden: 7
Distanz: 51 km
Schleusen: 2 (Wusterwitz, Zerben)
Route:

Plaue - Burg bei Magdeburg

Wir starten gegen 10:00 Uhr mit unserer Fahrt, die uns ein letztes Mal über den Plauer See führt. Dort biegen wir aber diesmal nach Steuerbord ab in den Wendsee und von dort in den Elbe-Havel-Kanal. Dort wartet auf uns die erste Schleuse mit einem ordentlichen Hub von 4.2 m. Nach kurzer Zeit können wir mit ein paar anderen Sportbooten einfahren. Wir legen uns an die Schleusenwand und nutzen erstmals zwei Leinen, um festzumachen. Festmachen ist allerdings der falsche Begriff. Da sich das Boot hebt und wir die Leinen zwischendurch auf einen höheren Poller umhängen müssen, darf eine Leine nur auf Slip gelegt werden. Das heisst, dass sie lose mit der Hand gehalten werden muss, damit sie rutscht und jederzeit angezogen oder weiter gelöst werden kann. Bei uns klappt das ganze Schleusenmanöver sehr gut, so dass wir erleichtert wieder ausfahren können. So eine Schleusung dauert auch ohne lange Wartezeit gerne mal eine halbe Stunde. Dies muss in der Planung der Strecke berücksichtigt werden.

Bald danach kommen wir nach Genthin, wo wir am Lidl-Anleger festmachen, um im Supermarkt einzukaufen. Das klappt alles wunderbar, sogar unser Leergut können wir entsorgen. Als wir mit dem vollbepackten Trolley zum Steg zurückkommen und mit dem Einladen beginnen, schlendert ein uniformierter Herr zu uns und bittet uns freundliche um Sportbootführerausweis und Bootspapiere. Ha, schon die erste Kontrolle, denke ich. Aber irgendwie vermute ich, dass der Polizist uns auf eine Ordnungswidrigkeit hinweisen will. Und dem ist so: Äusserst freundlich weist er uns darauf hin, dass wir nicht am Sportbootanleger festgemacht haben, sondern an demjenigen für Passagierschiffe. Dafür entschuldige ich mich natürlich in aller Form. Das Schild haben wir wirklich übersehen und uns damit als trottelige Landratten geoutet. Wir kommen jedoch mit einem Verwarnungsgeld von 20€ davon und buchen dies als amüsante Peinlichkeit ab. Der Einkauf war ja so günstig, dass die gleiche Ware in der Schweiz auch mit Hinzurechnen des Bussgelds noch teurer gewesen wäre. Trotzdem soll uns Vergleichbares nicht mehr passieren. Wir müssen vor unseren Anlegemanövern noch ruhiger und aufmerksamer werden. Ja, Bootfahren ist ein Elend, aber irgend jemand muss es ja tun.

Wetter unsichtig: Positionslichter an

Nach Genthin gilt es noch die Schleuse Zerben zu passieren. Diese ist mit 5.2 m noch höher. Wir warten an der Sportbootwartestelle, wo wir uns über eine Fernsprechanlage bei der Schleusenaufsicht melden. Bald bekommen wir die Meldung, dass wir mit einem anderen Sportboot zusammen in die linke Kammer einfahren können. Auch diese Schleusung klappt, und es folgt der letzte Teil der heutigen Fahrt nach Burg bei Magdeburg. Dort können wir leider nicht in der kleinen Marina anlegen, da unser Boot zu breit ist. Zudem haben sie seit gestern 15.10.2021 Saisonende und bereits den Strom abgestellt. Das bedauern wir sehr. Wir haben nämlich unterwegs festgestellt, dass die Versorgerbatterien leer sind und vom Motor zu wenig aufgeladen werden. Einiges funktioniert zwar noch, aber die Heizung hat abgestellt, und weitere Verbraucher wie Ladegeräte und Kühlschrank stellen wir vorsichtshalber ab oder trennen wir vom Netz. Da es hier nicht Marinas wir Sand am Meer gibt, legen wir uns ein paar hundert Meter weiter Steuerbord an die Sportbootliegestelle, diesmal am richtigen Ort höhö! Wir werden hier die Nacht ohne Heizung verbringen müssen und morgen wohl auch die ganze Fahrt. Kein Strom - keine Heizung, so einfach ist das.

Am Anleger kommen wir mit der Besatzung eines anderen Sportboots ins Gespräch. Wir vereinbaren, dass wir morgen gemeinsam nach Wolfsburg fahren und unterwegs auch gemeinsam die grosse Schleuse Hohenwarte passieren. Sie haben uns zudem ein paar Tipps, worauf zu achten ist. Die Unterstützung der beiden Herren ist für uns eine grosse Hilfe, so dass wir trotz Nervosität und Kälte einigermassen gut schlafen können. Decken haben wir ja für sechs Personen an Bord. Damit bauen wir uns in der Kajüte eine Art Steppdecken-Iglu. Gute und warme Nacht allerseits!