Tag 1 - Auf ins Toggenburg

Unsere erste mehrtägige Motorradtour führt uns in ein Baum-Museum, dann ins Toggenburg - und mit einem Zeitsprung zurück in die Kindheit.

· 4 Minuten Lesezeit
Tag 1 - Auf ins Toggenburg

Montag, 02. Oktober 2023

Gegen 11:00 Uhr starten wir die Motoren, um unsere erste mehrtägige Motorradtour anzutreten. Nach einem so langen Sommer und Herbst mit mehrheitlich warmem und sonnigem Wetter hätten wir nicht in den kühnsten Träumen zu hoffen gewagt, dass der Wetterbericht auch für die kommenden Oktobertage weiterhin schöne und angenehm warme Tage verspricht. Wir stufen das als grandios ein und machen uns auf den Weg durch die Innerschweiz Richtung Toggenburg.
An das Fahren mit beladenem Motorrad und Gepäcktaschen müssen wir uns zuerst etwas gewöhnen. Aber nach einigen Kilometern und Kurven fühlen wir uns "eingefahren".
Das Thema Gepäcktaschen hat uns in den letzten Wochen ziemlich beschäftigt. Die Auswahl an Gepäck- und Befestigungssystemen ist gross. Nach längerem Recherchieren haben wir uns für das System von Red Mamut entschieden. In der Schweiz gibt es sogar seit kurzem einen Online-Shop, der die Artikel des polnischen Herstellers in sein Sortiment aufgenommen hat. Und die Packtaschen für das kleinere Motorrad hatte er sogar an Lager, so dass wir diese frühzeitig kaufen und austesten konnten. Für die 1150er wurden rechtzeitig Taschen bestellt, die aber leider bis zum Antritt der Reise nicht geliefert werden konnten. So musste ich mir als Notlösung ein paar billige Taschen besorgen. Die müssen zwar nur für diese Reise halten, zeigten aber schon bei der ersten Montage leichte Schwächeanfälle. Eine Gurtschnalle brach schon beim ersten Festzurren, so dass ich sie mit einem Schuhbändel sichern musste.

Schon vor dem Start: Workaround für die defekte Gurtschnalle

Mal schauen, wie weit ich mit der Bagage komme.

Die Route führt uns über Landstrassen via Sursee vorbei an Luzern, Baar und Zug Richtung Zürichsee. Über den Sattel fahren wir nach Pfäffikon, dann über den Seedamm nach Rapperswil.
Unser Mittagsziel ist das Baummuseum Enea. Es wurde von einem Landschaftsarchitekten und Baumsammler ins Leben gerufen. In einem schön angelegten Park kann man flanieren und die vielen Baumarten mit teilweise über 100 Jahre alten Exemplaren bewundern. In der sehr gut gepflegten Anlage geniessen wir bei dem sehr warmen Herbstwetter ein Picknick und lassen die Szenerie auf uns wirken.

Enea Baummuseum - Eingangsbereich mit Teich und Café
Enea Baummuseum - Park mit Skulpturen

Gestärkt und erholt starten wir zum zweiten Teil der heutigen Tour. Über den Ricken geht es via Wattwil und Brunnadern nach Mogelsberg. Dieses Dorf auf einer Höhenterrasse ist bekannt für seinen Baumwipfelpfad. Für mich hat er aber eine andere, weit wichtigere Bedeutung. Als Kind war ich dort häufig bei meinen Grosseltern in den Ferien.
Wir wollen uns daher mal anschauen, was in den vielen Jahren seither aus dem Dorf und den Gebäulichkeiten geworden ist. Im Dorfzentrum parkieren wir unsere Motorräder und machen uns auf die Suche nach den Kindheitserinnerungen. Wir finden das Dorflädeli, das heute ein Volg ist. Und wir stehen vor dem Haus, in dem meine Grosseltern gewohnt haben. Es hat sich nicht viel geändert. Rund um die Häuser waren früher Gärten, heute sind es gepflasterte Parkplätze.

City of Mogelsberg SG
Dorfladen Mogelsberg SG

Zufällig treffen wir einen älteren Herrn - ungefähr in meinem Alter -, mit dem wir ins Gespräch kommen. Es stellt sich heraus, dass er meinen Grossvater gekannt und als Kind sogar im gleichen Haus gewohnt hat. Und was mich am meisten überrascht: Er kann sich an mich als Kind erinnern und kennt sogar meinen Vornamen! Da fällt mir doch glatt die Kinnlade runter.
Aber das ist noch nicht alles: Wir fahren Richtung Bahnhof zum zweiten Haus, in dem meine Grosseltern später gewohnt haben. Dort treffen wir die Besitzerin, die uns etwas über das Haus erzählt und sich ebenfalls an meinen Grossvater erinnert, obschon auch sie damals ein Kind war.
Die Besichtigung schliessen wir mit einer Runde um den Bahnhof ab, wo mein Grossvater gearbeitet hat. Denkwürdige Begegnungen!

Bahnhof Mogelsberg SG

Die letzten Kilometer fahren wir hügelab und hügelauf nach Tufertschwil, einem kleinen Ort in der Nähe. Dort beziehen wir ein Zimmer im modernen Hotel Rössli. Uns gefällt es dort sehr: absolut ruhige und sonnige Lage, moderne und saubere Einrichtung, freundliches Personal und vor allem sehr feines Essen. Auf der Restaurantterrasse mit Blick auf den fernen Säntis lassen wir den Abend ausklingen und stossen auf die erste absolvierte Tagesetappe mit drei "Pässen" (Sattel, Ricken, Wasserfluh) an.

Morgen geht es nach Österreich.

Hotel Rössli Tufertschwil
Im Hintergrund fast ein bisschen sichtbar: der Säntis. Wer ihn findet, kann ihn behalten.

Zielort: Hotel Rössli in Tufertschwil, Lütisburg

Anfahrt nach Tufertschwil

Fahrdistanz: 185 km
Route:

Etappe 1