Auf und ennet dem Bürgenstock

Ein Krimi hat die Wahl unseres Tagesziels bei der Tour an den Vierwaldstättersee beeinflusst. Schon lange wollte ich mal die prestigeträchtige Luft auf dem Bürgenstock schnuppern.

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Auf und ennet dem Bürgenstock

An einem warmen Herbsttag im September starten wir zu meiner Geburtstagstour. Natürlich rollen wir dazu unsere Motorräder aus der Garage. Es soll kein Marathon über mehrere Pässe werden, sondern eine entspannte Ausfahrt mit der Gelegenheit, schöne Landschaften und gutes Essen zu geniessen.
Unser Weg führt uns Richtung Luzern und dann dem Vierwaldstättersee entlang nach Stans. Von dort machen wir einen Abstecher auf den Bürgenstock. Der steile und kurvernreiche Anstieg zum Bürgenstock-Resort lässt unseren Puls steigen und bietet Pass-Feeling im Kleinformat.

Es gibt insgesamt etwa drei Gründe, wieso ich dieses Ziel ausgewählt hatte.

Einerseits ist der Bürgenstock wie die Rigi einer der weltbekannten Ausflugsorte in der Innerschweiz. Beide habe ich noch nie besucht. Und ich möchte doch mit den Millionen von Amerikanern und Chinesinnen gleichziehen, die schon dort waren.

Zudem habe ich kürzlich den gleichnamigen Krimi von Silvia Götschi gelesen, was mich bestärkt hat, diese "Location" mal mit eigenen Augen zu begutachten.

Drittens ist der Bürgenstock bekannt für seine opulenten und teuren Bauten. Er versammelt auf kleinem Raum und in schönster Lage ob dem Vierwaldstättersee mehrere Hotels und Restaurants in der gehobenen Preisklasse.

Da wir vorgängig keinen Lageplan gefunden haben, parkieren wir unsere Räder beim ersten Parkplatz vor dem Resort und erkunden die Gebäulichkeiten zu Fuss.
Bei Planung und Bau der Tourismusanlage wurde wahrlich nicht gekleckert. Man sieht dem Ort die Investitionen von mehreren Hundert Millionen Franken in den letzten 10 Jahren deutlich an. Es will sich aber gerade deswegen trotz Hunger und Durst keine richtige Einkehrfreude einstellen. Wir gehören eben nicht zu den Reichen, sondern nur zu den Schönen, so dass wir stattdessen eine kleine Wanderung unterhalb der Anlage und zurück zu den Motorrädern machen.

Aussicht vom Bürgenstock-Resort Richtung Küssnacht

Die Aussicht ist toll, so dass es uns reizen würde, auch mal die klassische Annäherung mit dem Schiff von Luzern nach Kehrsiten und dann mit der Bürgenstockbahn hoch auszuprobieren. Ein weiteres Highlight wäre der Hammetschwand-Lift, der einen ganz nach oben auf die Spitze des Bürgenstock bringt.

Sind wir noch in der Realität oder schon in Minecraft? Der zeitgenössische Baustil ist Geschmackssache.

Für längere Wanderungen sind wir aber nicht ausgerüstet, so dass wir uns bald wieder auf die Räder schwingen.

Unsere BMW-Oldies

Unser zweites Etappenziel des Tages liegt im wörtlichen Sinne "ennet" dem Bürgenstock, nämlich in Ennetbürgen. Wir fahren die kruvernreiche Strecke zurück ins Tal und umfahren den Bürgenstock südlich bis ans Ziel, dem Restaurant Schlüssel in Ennebrügen. Auf unserer Fahrt passieren wir die bekannten Pilatuswerke, die ebenso weltbekannte Kleinflugzeuge und Business-Jets produzieren. Gerne erinnere ich mich an die Zeit als Fallschirmspringer-Lehrling und die Flüge mit dem berühmten Pilatus Porter, der auf sehr kurzen Strecken starten und landen kann.

Im Restaurant Schlüssel geniessen wir auf der sonnigen Terasse direkt am Wasser eine feine Pizza.

Blick von Ennetbürgen auf den Vierwaldstättersee. Im Hintergrund links die Rigi.

Ja, es zieht uns immer wieder zum Wasser hin. Und wir schwärmen davon, wie schön es bei diesem Wetter und so wenig Wellengang doch auf einem Boot sein kann. Und wir sind uns einig, dass wir im Herbst des letzten Jahres nicht unsere letzte Bootsfahrt durch die niederländische Landschaft gemacht haben.

Doch heute sind wir mit den nur begrenzt schwimmfähigen Zweirädern unterwegs. Gut gestärkt treten wir bereits die Heimreise an. Es ist inzwischen noch wärmer geworden, was bei der Fahrt durch den stockenden Feierabendverkehr in Horw und Luzern nicht gerade hilfreich ist. Wir verlieren daselbst mindestens je zwanzig Liter Schweiss und sind froh, dass wir uns nach dem Passieren des Rengglochs zwischen Horw und Littau wieder schneller fortbewegen können und der Fahrtwind anstandslos seine kühlende Funktion wahrnimmt.

In Willisau machen wir nochmals einen Kaffeehalt. Uns wird aber bewusst, dass die Tage kürzer werden, und so treten wir bald den Heimweg an, um eine unbeliebte Fahrt bei Dunkelheit zu vermeiden.

Gefahrende Strecke: ca. 150 km