Montag 23. September 2024
Nach erholsamem Schlaf im rustikalen Zimmer mit Kronleuchter geniessen wir ein Frühstück direkt am Fenster mit Ausblick auf die Linde.
Auch heute Morgen zeigen sich keine Boote, aber dafür eine Schwimmerin bei ihrem täglichen Bad im Fluss.
Nach dem Frühstück starten wir zur zweiten Etappe der Anreise. Zwischenziel ist Zwolle, eine alte Stadt in der Provinz Overijssel. Wir parkieren direkt am früheren Stadtgraben der sternförmig angelegten Altstadt.
Auf unserem Stadtrundgang lassen wir die freundliche und entspannte Atmosphäre auf uns wirken, wie sie für die Niederlande typisch ist. Die Häuser werden umsichtig gepflegt, und viele gemütliche Gassen laden zum Flanieren ein.
Nach dem Rundgang gönnen wir uns eine Pause bei einem Kaffee und Kuchen. Danach geht es weiter nach Zwartsluis. Dieser Ort liegt an einer wichtigen Wasserkreuzung am Fluss "Zwarte Water". Von hier führen Wasserwege östlich nach Meppel, nördlich in das Naturschutzgebiet Weerribben-Wieden und dann nach Friesland, oder westlich ins IJsselmeer.
Der Ort liegt aber auch an der Grenze zwischen dem alten und dem neuen Land, denn westlich davon liegen die neuen Polder. Dies sind Landflächen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dem Meer abgerungen wurden und seit 1986 die Provinz Flevoland bilden. Der Flevopolder ist die grösste künstliche Insel der Welt.
In Zwartsluis schnuppern wir erstmals die frische Seeluft unseres diesjährigen Fahrgebiets. Wir setzen uns auf die Terrasse eines Restaurants und beobachten die Schifffahrt. Wir haben Zeit, da wir unser Boot erst um 19:00 Uhr übernehmen können.
Bald jedoch übermannt uns der Gwunder, und wir fahren zur Yachtvermietung in Marknesse. Dort werden wir vom Inhaber herzlich empfangen. Er zeigt uns das Boot, das auf den Namen "Marlin" hört.
Wir bekommen eine Einweisung, und danach geht es schon auf die Probefahrt. Das Steuern eines Boots mit elektrischem Antrieb unterscheidet sich stark vom herkömmlichen Dieselboot. Der Antrieb will sehr feinfühlig bedient werden, da die Kraft beim Gasgeben ohne Verzögerung auf die Welle geht. Dazu kommen - ebenfalls elektrisch betriebene - Bug- und Heckstrahlruder, die ein seitliches Manövrieren erlauben. Beide werden mit einem einzigen Joystick bedient. Die Manövrierbarkeit mit diesen Antrieben ist unschlagbar. Man kann das Boot genau seitlich bewegen oder auf einem Fleck drehen - alles mit dem kleinen Hebel.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Booten, bei denen das Benutzen von Bug- und Heckstrahlrudern bei 'echten' Bootsfahrern eher verpönt und nur in Notfällen einzusetzen ist, gehören diese Antriebe beim elektrischen Fahren zum Konzept. Die Seitenstrahlruder können ohne Probleme auch längere Zeit benutzt werden, so dass man auch bei Gegenwind präzis seitlich in eine enge Lücke am Hafen anlegen kann. Wir werden das auf unserer Bootsfahrt noch in echt durchspielen.
Die Probefahrt ist lehrreich, und man gewöhnt sich bald an die Steuerung und das ungewohnte Verhalten des Elektroantriebs. Wir kehren in den Hafen zurück und machen uns für die erste Nacht auf dem Boot bereit.
Das Wetter für den nächsten Tag verspricht freundlich zu werden, so dass wir voraussichtlich die geplante Tour nach Steenwijk durchführen können.