Tag 6 - Wind und Mühlen

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Tag 6 - Wind und Mühlen
Freilichtmuseum Zaanse Schans

Samstag 17. September 2022 - Heute stehen drei Stationen in Noordholland auf dem Programm. Wenn wir schon in Zaandam sind, werden wir die berühmten Windmühlen an der Zaanse Schans besichtigen. Am Fluss Zaan gab es vor der industriellen Revolution gegen tausend Windmühlen, weshalb dies als das erste Industriegebiet der Niederlande gilt. Am Anfang wurden Windmühlen zum Entwässern des Landes errichtet, also als Pumpstationen. Später kamen weitere hinzu, mit denen Mehl gemahlen, Holz gesägt, Öl gepresst und vieles mehr gemacht wurde.
Nach dem Aufkommen der Dampfmaschinen hatten die Windmühlen ausgedient, und sie wurden nacheinander abgerissen. Anfangs der 1970er-Jahre wurden noch verbliebene Mühlen abgebaut und an der Zaanse Schans wieder aufgebaut und restauriert.

Freilichtmuseum Zaanse Schans

Diese Mühlen sind funktionstüchtig und werden produktiv eingesetzt. Natürlich sind sie ein Touristenmagnet. Als wir auf den Parkplatz einfahren, stehen dort schon Dutzende von Reisebussen. Aber die Leute verteilen sich gut auf dem weitläufigen Gelände, so dass wir uns die Gebäude in aller Ruhe ansehen können. Insbesondere die Farbmühle interessiert uns, wo einerseits Kalk gemahlen wird, aber auch Farben hergestellt werden. Beides wird dann zu einem Farbpulver gemischt, dass wiederum verschiedensten Zwecken zugeführt wird: Damit werden Kleider oder Keramik gefärbt oder Farbstifte hergestellt.

Innenleben einer Windmühle - höchste Zimmermannskunst
Mahlwerk für Kalkstein
Traditionelle Holzhäuser im Zaan-Stil

Gerne hätten wir ach noch die Sägemühle besucht, aber beim Hinspazieren sehen wir, dass das Windrad aus dem Wind gedreht und abgestellt wird. Schade.
Langsam spazieren wir zurück zum Auto und machen uns auf zum nächsten Ziel. Beim Parkplatz erwartet uns noch ein kleines Intermezzo. Das Gebührensystem ist sehr modern. Beim Einfahren in den Parkplatz wird die Autonummer registriert. Vor dem Ausfahren geht man einfach an einen der Bezahlautomaten, gibt dort seine Autonummer ein und bezahlt die Parkgebühr. So weit die Theorie. In der Praxis wurde unsere Autonummer offenbar nicht registriert oder zumindest nicht korrekt. Wir können sie im System nicht finden und machen uns deshalb auf den Weg zum Parking-Host. Er ist sehr freundlich, aber auch er findet unser Kennzeichen nicht. Wir bezahlen ihm die Gebühr. Er weist uns an, bei der Ausfahrt von der Schranke aus anzurufen, er würde dann die Schranke manuell öffnen. Gesagt, getan. Vor der Schranke rufen wir etwa sieben Minuten später wie abgemacht über die Säule an. Es meldet sich jedoch der Anrufbeantworter. Im Auto machen sich rollende Augen breit. Beim zweiten Anruf werden wir irgendwohin verbunden und bitten um Öffnung. Die Person am anderen Ende ist nicht der Parking-Host. Sie hat wohl keine Ahnung von unserer Abmachung, gewährt uns aber gnädigerweise die Durchfahrt. Vielen Dank, das ist ja komplizierter als eine Schleuse!

Nachdem wir den Touristen-Hotspot verlassen haben, wollen wir etwas Meerluft schnuppern. Wir machen uns auf zur Nordseeküste bei Schoorl oder etwas genauer Camperduin.

Dort machen wir einen Spaziergang am Strand in windigen 4 - 5 Beaufort. Den Kite-Surfern gefällt's, aber wir ziehen uns bald ins Strandrestaurant zurück und bestellen dort eine leckere Suppe zum Aufwärmen.

Am Strand von Camperduin

Der eigentliche Grund, wieso ich genau hierhin fahren wollte, liegt aber ein paar Kilometer hinter den Dünen. Dort liegt am Ende eines kleinen Kanals, der vom grossen Noordhollandkanaal abzweigt, ein kleiner lauschiger Sportboothafen. Den schauen wir uns ebenfalls an. Er war ursprünglich eines unserer Ziele im Herbst 2021, als wir die "Perfect Storm" schon mal gebucht hatten, dann unsere Reise aber aus pandemietechnischen Gründen nicht antreten konnten. Insgeheim nehme ich mir vor, den kleinen Hafen des WSV Hargerfaart irgendwann mal anzusteuern. Er scheint ein Geheimtipp für niedrige Boote zu sein, denn um zum Hafen zu kommen, müssen zwei Brücken passiert werden, die nicht geöffnet werden können.

Hafen des WSV Hargerfaart

Nach der kurzen Hafenbesichtigung geht es weiter nach Alkmaar. Dies ist ebenfalls eine sehenswerte nordholländische Stadt. Die Hauptattraktion für Touristen ist der Käsemarkt am Dienstag. Er findet nur in den Sommermonaten statt und zeigt, wie früher Käse gewogen und gehandelt wurde. Uns macht es nichts aus, dass wir diesen Anlass verpassen, und so schlendern wir gemütlich durch die Strassen der Altstadt. Auch heute ist offenbar Markttag. Es sieht ähnlich aus wie auf dem "Huttumärit". Aber halt, da gibt es Marktstände, die wir in Huttwil noch nie angetroffen haben: Einer verkauft ausschliesslich Reinigunsmaterial und Schrubber für Boote.

Auf der berühmten Waagplein vor dem Käsemuseum löschen wir in einem der vielen Gartenrestaurants den Durst. Danach beschliessen wir, den Rückweg zum Auto anzutreten. Nochmals lassen wir die typlisch holländische, Gemütlichkeit ausstrahlende Architektur, auf uns wirken, im Bewusstsein, dass wir morgen die Heimreise antreten.

Waagplein an der Schelphoekgracht
Hof van Sonoy - ehemaliges Kloster "Sint Maria Magdalena"

Am Abend gibt es dann nochmals ein Nachtessen im Hotel. Das hat den Vorteil, dass wir uns auch alkoholische Getränke gönnen dürfen, weil wir nachher nicht mehr Auto fahren müssen. Wir werden nicht enttäuscht, sowohl das Essen als auch die Bedienung sind prima.