Dienstag 13. September 2022 - Nach einer erholsamen und ruhigen Nacht gehen wir es ruhig an. Irgendwann nach 10:00 Uhr legen wir ab und fahren auf der Ringvaart weiter Richtung Haarlem. Es sind einige Brücken zu passieren, die auch für unser Boot zu niedrig sind. Die Wartezeiten sind aber kurz, und wir kommen gut voran. Eigentlich haben wir es aber überhaupt nicht eilig.
Wir geniessen die Fahrt. Auch an einem normalen Werktag sind wir bei weitem nicht die einzigen auf dem Wasser. Wir treffen viele grosse und kleine Ausflugsboote, Rudererinnen beim Training, Standup-Paddler, aber auch grosse Binnenschiffe, die sich mit ihrer schweren Fracht durch die Kanäle und schmalen Brücken schieben.
Es reicht uns, wenn wir nach dem Mittag irgendwo in Haarlem festmachen können. Schon die Durchfahrt durch die Stadt auf der Spaarne, einem gewundenen Fluss, ist ein Erlebnis. Auch hier müssen etwa vier Brücken für uns geöffnet werden. Und schon sind wir mitten in der Stadt in der Nähe der berühmten Windmühle. Dort finden wir eine Anlegestelle, die sogar mit Stromanschlüssen ausgerüstet sind. Wir legen an und freuen uns, dass das Stromkabel bis zum Verteiler reicht. Das System zum Freischalten und Bezahlen des Stromanschlusses ist modern und läuft über eine App. Allerdings schaffen wir es nicht, den Stromanschluss für uns freizuschalten. Wir prüfen alle Anschlüsse und Kabel, sämtliche Sicherungen im Boot und sprechen noch telefonisch mit dem Vercharterer. Er ist der Meinung, dass am Kabel und am Boot alles in Ordnung ist. Ich habe den Verdacht, dass die App mit den Angaben des Schweizer Bankkontos, das belastet werden soll, nicht zurecht kommt. Wir werden es aber nie erfahren.
Am Abend werde ich übrigens das Stromkabel wieder zusammenrollen und einen Bootfahrer treffen, dem das gleiche widerfährt. Auch er scheint nicht ein Einheimischer zu sein. Alle niederländischen Boote scheinen aber problemlos Strom zu beziehen. Wir einigen uns darauf, das System als "Bullshit" zu bezeichnen, und damit ist die Sache für uns erledigt. Im Gegensatz zum Boot, mit dem wir 2021 für vier Wochen unterwegs waren, lädt die "Perfect Storm" während der Fahrt alle Batterien voll auf. So haben wir eigentlich keinen Mangel an Energie, solange wir nicht Haare fönen wollen. Diese können ja im Fahrtwind trocknen.
Am späteren Nachmittag machen wir einen Spaziergang durch die sehr sehenswerte Altstadt von Haarlem. Wir genehmigen uns auf dem Grooten Markt einen Drink und schlendern dann wieder zur "Molen De Adriaan". Die Windmühle stammt aus dem 18. Jahrhundert und beherbergt ein Windmühlenmuseum. Das hat aber bei unserer Ankunft bereits geschlossen, und so bleibt uns als letzter Ausweg noch das Restaurant gerade davor, in dem wir ein leckeres Abendessen geniessen.
Fazit: Haarlem ist ebenso eine Reise wert wie Amsterdam. Es gibt hier viel zu sehen und zu besuchen. Das Städtchen zeugt noch von dem Reichtum, den sich die Holländer vor Jahrhunderten durch ihren Welthandel angehäuft haben. Gerne wären wir länger geblieben. In der kurzen Zeit bleibt uns aber nur das "Anteasern". Wir sind aber schon jetzt überzeugt, zu einem späteren Zeitpunkt wieder hierher zu reisen, um das holländische Ambiente auf uns wirken zu lassen.
Wenn alles klappt, werden wir morgen durch Amsterdam fahren. Vorher müssen wir eine Schleuse durchqueren, die wegen des niedrigen Wasserstandes nur dreimal pro Tag bedient wird. Hoffen wir, dass wir pünktlich durchkommen, damit wir genügend Zeit für die Fahrt haben. Morgen werden wir mehr wissen.
Wetter: Sonnig und warm, zwischendurch leichte Bewölkung
Windstärke: 0-1
Motorstunden: 2.5
Distanz: 16.5 km
Schleusen: 0
Route: