Da ich die Absicht habe, noch 2017 einen mehrtägigen Bootsausflug mit der Familie auf einer Stahlyacht auf den niederländischen Binnengewässern zu unternehmen, will ich mich als eingefleischte Landratte möglichst gut auf dieses Vorhaben vorbereiten. Dazu gehört der Erwerb eines Sportbootführerscheins. Diesen Ausweis werde ich aus mehreren Gründen nicht in der Schweiz, sondern in Deutschland erwerben. Und so melde ich mich für die praktische Ausbildung sowie für die theoretische und praktische Prüfung bei der Segel- und Wassersportschule «Wilde Flotte» in Wallhausen an.
Gerne erzähle ich, wie ich die Ausbildung und Prüfung zum Sportbootführer Binnen und See in Deutschland geschafft habe. Begonnen habe ich mit der theoretischen Ausbildung im Selbststudium. Dafür kann ich die Online-Kurse von Rolf Dreyer wärmstens empfehlen. Da werden nicht nur die Prüfungsaufgaben gebüffelt, es wird viel zusätzliches Wissen vermittelt, das in der Praxis äusserst hilfreich sein kann. Ohne wirkliches Lernen des Prüfungsstoffes und mehrfaches Durchspielen der Prüfungsaufgaben geht es aber nicht. Dafür ist einige Zeit aufzuwenden. Ich habe über ca. drei Wochen täglich auf der Bahnfahrt zur Arbeit gelernt. Schliesslich will ich ja bei der Prüfung ein Glanzresultat erreichen. Alter schützt vor Ehrgeiz nicht. Für die praktische Prüfung übe ich zudem die Knoten, ebenfalls nach Anleitung von Herrn Dreyer. Hoffentlich merkt niemand, dass ich mir dazu ein Stück Seil gekauft habe, das zur Bergsteigerausrüstung gehört. Ich taufe es aber kurzerhand in «Leine» um und siehe da, es fühlt sich sofort extrem bootsmännisch an.
In Deutschland kann die Prüfung für Binnengewässer und diejenige für See gleichzeitig abgelegt werden. Die beiden Prüfungen unterscheiden sich vor allem dadurch, dass für See zusätzlich das Thema Navigation geprüft wird. Zudem sind die Verkehrsregeln und -zeichen teilweise unterschiedlich.
Am 21. September finde ich mich also in der Marina Wallhausen zur praktischen Bootsausbildung ein. Anscheinend sollen insgesamt 4 Fahrstunden ausreichen, um den Umgang mit dem Boot und die prüfungsrelevanten Manöver zu lernen. Mal schauen, ob das bei mir auch genügt.
Die ersten beiden Stunden vergehen im Flug. Und es funktioniert. Bis auf das Wendemanöver im Hafen, bei dem ich durch falsches Steuern beinahe einen Poller touchiere, was den Fahrlehrer zu einem Hechtsprung ans Steuer veranlasst, klappen alle Manöver leidlich.
Am Folgetag wiederhole ich alle Manöver so oft, bis sich schon fast eine Spur Routine einstellt. Die Jungs von der Wilden Flotte machen ihre Sache als Fahrlehrer bestens, so dass ich der Prüfung am Abend zuversichtlich entgegen sehe.
Um 18:00 Uhr findet die theoretische Prüfung im Vereinslokal der Wilden Flotte statt. Diese absolviere ich ohne Hektik und mit Erfolg. Es ist schon ein Vorteil, wenn man bereits etwas älter ist und nicht aus jedem Grund ins Hyperventilieren kommt.
Für die praktische Prüfung verschieben wir uns wieder zum Hafen. Nun stellt sich doch eine leichte Nervosität ein. Wir steigen zu dritt zusammen mit dem Prüfungsexperten ins Boot und drehen unsere Runden, führen abwechslungsweise unsere An- und Ablegemanöver durch, zeigen unsere Knoten und beantworten verschiedene Fragen zur Navigation. Nach etwa einer Stunde verkündet uns der Experte, dass wir alle bestanden haben. Die Spannung macht der Erleichterung Platz, und zur Feier des Tages gibt es abschliessend in trauter Zweisamkeit mit meiner Gemahlin ein hawaiianisches Nachtessen im Hotel «Ko'Ono», wo wir zur Übernachtung einquartiert sind. Das Essen ist hervorragend und ein würdiger Abschluss des Tages!