Fahrt nach Akkrum

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Fahrt nach Akkrum
Marina Tusken de Marren in Akkrum

Nach unserer ersten Nacht und unserem ersten Frühstück an Bord entsteht geschäftiges Treiben. Wir machen das Boot bereit zum Ablegen. Apropos Frühstück: Eines der wichtigsten Accessoires auf unserer Reise konnten wir noch nicht in Betrieb nehmen: die Nespresso-Kaffemaschine. Sie hat einen dreipoligen Schweizer Stecker und passt nicht in die niederländischen Steckdosen. Und in Grou haben wir am Vorabend leider keinen entsprechenden Reiseadapter gefunden. Ich hoffe, dass wir diese Kaffee-Durststrecke überleben. Sicher bin ich nicht.
Das Ablegemanöver vorwärts aus der Box ist «voll easy», und die Selbstbedienungsbrücke schaffen wir auch. So finden wir uns schon bald mit berauschenden 12 km/h auf dem Prinses Margrietkanaal und steuern erneut Richtung Nationalpark Alde Feanen. Dort gibt es ein Ausflugsrestaurant «Princenhof» direkt am Wasser, das wir ansteuern. Das erste seitliche Anlegemanöver dort klappt so gut, dass wir uns generös auf die Schultern klopfen und sofort im Restaurant einen Belohnungs-Apfelstrudel gönnen.

Anschliessend geht die Fahrt weiter nach Süden und dann durch die Kromme Ie und die Wide Ie. Erneut empfinden wir die Landschaft und Natur als unscheinbar, aber wunderschön. Bei der Vorbereitung habe ich über einen Geheimtipp gelesen. In der Nähe soll es den Camping de Polle geben, mit einem lauschigen Liegeplatz abseits des Bootsverkehrs. Wir wollen uns das ansehen. Vorher müssen wir durch eine enge Durchfahrt. Links und rechts der Fender sind noch gefühlte 10 cm Platz. Erstaunlicherweise schaffen wir das ohne Probleme, zum Ärgernis des Bauern, der gleich daneben stand und das Manöver kritisch begutachtete. Beim Camping müssen wir allerdings feststellen, dass auch andere Bootsfahrer den Geheimtipp kennen: Kein Platz zum Anlegen. Wir drehen unser Vehikel so, wie wir es von Foeke gelernt haben, an Ort und setzen unseren Weg fort, gleich nochmals durch das Hindernis. Wir beschliessen, heute eine richtige Strecke hinter uns zu bringen und das Ziel Akkrum anzusteuern.

Es ist eine wunderbare Fahrt bei leidlich gutem Wetter und wenig Wind. Schon bald nähern wir uns Akkrum. Dies ist aus bootstechnsicher Sicht für uns Anfänger mehrfach interessant. Erstmals überqueren wir eine Autobahn auf einem Aquädukt, also einer Wasserbrücke.

Aquädukt über die A22 bei Akkrum

Bald folgt eine «Spoorbrug», also eine Eisenbahnbrücke. Diese wird natürlich nicht bei Bedarf, sondern abhängig vom Fahrplan geöffnet. Wir stoppen bei dem Anmeldesteiger auf und melden über die Gegensprechanlage unser Begehren. Die Eisenbahnbrücken der Provinz werden alle von einer Zentrale aus ferngesteuert. Man meldet uns, dass die Brücke in 5 Minuten geöffnet wird. Prima. Eisenbahnbrücken werden übrigens aus technischen Gründen beim Öffnen nicht in die Senkrechte gebracht, sondern um ca. 90° gedreht.

Wir lassen die Eisenbahnbrücke bei Akkrum hinter uns

Bald haben wir freie Fahrt und winden uns rund um Akkrum Richtung Sneekermeer. Die nächste Herausforderung bietet die Brücke westlich des Dorfes. Man wartet im Kanal, bis sie offen ist, und muss dann rechtwinklig in die Brückendurchfahrt einbiegen.

Meineslootbrug: Auch dieses Hindernis ist geschafft...

Aber auch das ist bald geschafft. Da kommt Freude auf. Wenige 100 m später erreichen wir unser heutiges Etappenziel, die Marina «Tusken de Marren». Es gibt einen Anmeldesteiger, an dem wir brav anlegen. Wir trauen uns nicht, einfach einen freien Platz zu besetzen. Man erklärt und aber, dass wir frei wählen können. Wir geniessen es, nicht in der Hauptsaison unterwegs zu sein, wo sich die Boote einander auf den Füssen herumtreten - oder so.

Beim Ablegen wird uns bewusst, dass wir noch Anfänger sind. Obschon das Manöver eigentlich einfach wäre, berechnen wir den Wind nicht mit ein, der inzwischen aufgefrischt hat. Und schon küsst unser Boot die Ecke des Anlegesteigers, und wir bieten eine tolpatschige Vorstellung, bis unser Boot frei im Kanal schwimmt und wir ein paar Meter weiter neu anlegen können. Wir tupfen uns den Schweiss von der Stirn und beschliessen, die Aktion möglichst rasch zu vergessen. Wenigstens hat das Boot bis auf einen Kratzer nicht gelitten.

Der IJsvogel gönnt sich die verdiente Ruhe.

So, unser erster Tag alleine unterwegs ist zu Ende. Wir sind froh, dass alles gut gegangen ist und unser IJsvogel sicher vertäut ist. Dass der Wind immer mehr auffrischt, fällt uns zwar auf, aber wir sind uns nicht bewusst, dass dieser unser Programm der nächsten Tage gehörig durcheinander bringen wird.

Fahrstatistik Tag 1

Distanz heute: 29,9 km | Distanz total: 41,4 km

Tag 1 - Von Grou nach Akkrum