Auch der heutige Tag verläuft nicht ganz nach Plan, aber dafür abenteuerlich. Unser Ausflug ist kurz aber heftig. Zuerst geniessen wir die Fahrt durch den Woudsender Rakken, vorbei an beschaulichen Wohnbooten. Auf dem Heegermeer empfängt uns ein für unsere Verhältnisse hoher Wellengang von 1 bis 1,5 m.
Heute haben wir uns als neues Ziel die Ortschaft Oudega am Aldegeaster Brekken ausgesucht. Allerdings wissen wir noch nicht, ob wir uns dorthin trauen sollen. Die Angaben der Wassertiefe auf der Karte lassen eigentlich eine Fahrt mit dem IJsvogel nicht zu. Allerdings habe ich in einem Törnführer gelesen, dass die Angaben auf der Karte nicht aktuell sind und die Fahrrinne inzwischen auf 1,4m ausgebaggert sei. Das würde reichen. Wem sollen wir trauen?
Wir fahren mal los und geniessen die Fahrt. Obschon das Heegermeer sehr rau ist und die Gischt über das Vordeck sprüht, lassen wir uns von der Querung nicht abhalten. Der IJsvogel liegt sehr robust im Wasser und verfolgt unbeirrbar seinen Kurs. Er steckt die Verhältnisse problemlos weg, so dass wir nie das Gefühl haben, nicht mehr sicher unterwegs zu sein. Ich habe gelernt, dass gute Seemannschaft dafür sorgt, dass weder Schiff noch Besatzung in Gefahr geraten. Das möchte ich nicht bereits in den ersten Tagen missachten. Aber wenn ich da an die Kids denke, die mit ihren Jollen oder eher Jöllchen bei jedem Wetter unterwegs sind, können wir wohl gelassen weitertuckern.
Sobald wir in den Kanal bei Gaastmeer einbiegen, beruhigt sich der Wellengang sofort. Ein paar Kilometer weiter biegt der Kanal Richtung Aldegeaster Brekken und Oudega ab. Wir kurven bei der Abzweigung herum und beratschlagen, ob wir die Fahrt durch das möglicherweise zu flache Gewässer wagen wollen. Wir können uns dazu nicht durchringen, obschon der IJsvolgel nur einen Tiefgang von 1,00m hat.
Die Alternative wäre eine Weiterfahrt nach Workum und Bolsward, was im Reise-Entwurf auch so vorgesehen war. Aber dafür ist die Zeit zu knapp, weil wir morgen Abend bereits wieder in Grou sein wollen. Am Montagmorgen um 09.00 Uh muss das Boot in passablem Zustand abgegeben werden.
Also entschliessen wir uns zur Rückfahrt nach Woundsend, das uns sehr gut gefallen hat und das wir noch etwas näher kennenlernen wollen. Von dort können wir dann am Sonntag in einem Rutsch zurück zur Yachtvermietung fahren. Gesagt, getan.
Am Abend machen wir einen wohlverdienten Spaziergang durch Woudsend und treffen auf die Brücke, die wir bereits vom Wasser aus kennen. Diesmal ist der Brückenwärter noch im Dienst und lässt die letzten Boote durch, bevor er die Brücke bis morgen schliesst.
Kurz vor der Brücke fällt uns ein Fischrestaurant auf, und wir entschliessen uns, dort zu essen. Wir bereuen es nicht: Im Restaurant «Vis en Meer» geniessen wir ein feines Znacht mit wiederum sehr freundlicher Bedienung. Entweder haben wir ein glückliches Händchen oder es ist in Friesland Standard. Ich vermute klar das zweite.
Etwas wehmütig beschliessen wir den letzten Abend vor der Rückfahrt auf dem Boot bei einem Kartenspiel und einer Folge der Krimiserie "Hawaii 5-0".
Fahrstatistik Tag 5
Distanz heute: 24,6 km | Distanz total: 106,8 km