Tag 18 - Prachtswetter und ein heisser Motor

Wir durchqueren den Küstenkanal, haben mit Motorproblemen zu kämpfen und erreichen Dörpen, unsere letzte Station vor der Ems.

Tag 18 - Prachtswetter und ein heisser Motor
Der Küstenkanal

Donnerstag 28.10.2021
Wetter: Sonnig und angenehm warm
Windstärke: 1-2
Motorstunden: 8 h
Distanz: 65 km
Schleusen: 1 (Oldenburg)
Route:

Oldenburg - Dörpen

Der heutige Tag verspricht wettermässig toll zu werden. Heute wollen wir den ganzen Küstenkanal von Oldenburg gegen Westen bis nach Dörpen fahren. Der Kanal ist etwa 65 km lang und leider ziemlich langweilig. Er hat lange Geraden mit wenigen leichten Kurven, und seine Ufer sind mit Bäumen und Gebüsch gesäumt, so dass man nicht bis ins Umland sehen kann.

Der Küstenkanal

Er ist jedoch unsere willkommene Verbindung mit den Niederlanden, und so machen wir uns auf den Weg. Zuerst müssen wir in Oldenburg in den Kanal hochschleusen, was für uns schon fast zur Routine geworden ist. Dann folgt die weitgehend ereignislose Fahrt durch den Kanal. Wir rechnen mit einer Ankunft im Hafen Dörpen um ungefähr 16:00 Uhr. Das Wasser des Kanals ist braun wie Coca Cola.

Coca Cola-Wasser

Er führt durch ein Moorgebiet, in dem grosse Mengen Torf für die heimischen Gärten abgebaut wird. Dementsprechend torfig ist auch das Wasser. Vom Wind wurden zudem massenweise Herbstblätter in den Kanal geweht.

Torfgewinnung in den Fehngebieten Ostfrieslands

Etwa nach 40 km holen wir ein langsam fahrendes Berufsschiff ein. Nach einer Kurve folgt eine lange Gerade, so dass ich kilometerweit sehen kann. Ich entschliesse mich zu einem Überholmanöver, bei dem ich richtig Gas gebe, damit der Überholweg nicht zu lang wird. Kaum bin ich neben dem Heck des Frachters, ertönt ein durchdringendes Warnsignal vom Armaturenbrett. Ich sehe, dass der Motor überhitzt. Sofort gehe ich vom Gas und reihe mich wieder hinter dem Berufsschiff ein. Mit fast leer laufendem Motor beobachte ich die Temperaturanzeige des Motors, die mehr als 100° anzeigt. Das ist nicht gut, normal sind zwischen 80 und 90°. Ich male mir schon aus, was ich wohl täte, wenn wir mitten auf dem Kanal und mehrere Kilometer von der nächsten Anlegestelle einen Motorschaden hätten. Langsam sinkt die Temperatur, und ich fahre mit normalem Tempo weiter. Ein paar Versuche zeigen, dass die Temperatur ab einer bestimmten Drehzahl ansteigt. Also bleibe ich darunter. Das Problem kann zwei Ursachen haben: Zu wenig Kühlflüssigkeit im Motorkreislauf, oder ein verstopfter Seewasserfilter. Schiffsmotoren haben meist zwei Kühlkreisläufe. Einen geschlossenen Kreislauf im Motorbereich und einen externen, der Wasser von aussen ansaugt. Dieses kühlt den inneren Kreislauf und läuft dann wieder über Bord. Es wäre kein Wunder, wenn da auch Herbstblätter angesaugt wurden, die nun den Seewasserfilter verstopfen. Mit reduzierter Geschwindigkeit gelingt es uns beim zweiten Mal, das Berufsschiff zu überholen. Da wir kein Funkgerät haben, können wir unser fremdartiges Verhalten der niederländischen Fahrerin des Frachters nicht erklären. Henusode.

Aufgrund der Verzögerung kommen wir erst gegen 17:30 Uhr im Hafen Dörpen an. Obschon wir uns dort nicht angemeldet haben, finden wir einen komfortablen Platz zum Anlegen - mit Strom! - und erholen uns zuerst kurz von der Episode. Danach steige ich in den Motorraum. Das Kühlwasser im Motor ist in Ordnung. Als zweites nehme ich den Seewasserfilter auseinander. Darin befindet sich ein Haufen Blätter, die einen richtigen Durchfluss des Seewassers verhindert haben. Das Wasser hat zwar immer gesprudelt, aber eben für hohe Drehzahlen nicht genügend umgewälzt. Das ist zumindest meine laienhafte Einschätzung. Der Filter wird gereinigt, und so hoffen wir, in den nächsten Tagen wieder normal fahren zu können. Ein so stark bewaldetes Gebiet werden wir wohl auf unserer Reise nicht mehr durchfahren.

Morgen geht es auf die Ems und damit unser zweites Mal in Tidengebiet. Ebbe und Flut sind für unsere Reise morgen zeitlich ungünstig, aber wir haben uns eine Etappe ausgeheckt, mit der das nächste Ziel gegen 16:00 Uhr erreicht sein sollte. Auf dem Weg müssen wir durch vier Schleusen. Aber erst mal ausschlafen, gute Nacht.